von Alexander Kerlin und Kay Voges
Regie KAY VOGES
Uraufführung am 26.9.25 |Depot 1
Stell dir vor, die Welt wäre ein Dorf. Stell dir vor, es herrschte dort Frieden. Und nun stell dir vor, die Nacht senkte sich über die Häuser und die Straßenlaternen leuchteten auf. Stell es dir genau vor. Hinter den Fenstern äßen die Menschen ihr Brot und tränken ihren Tee. Und die Kinder läsen friedlich im Bett, bevor der Vater sie küsst und die Mutter das Licht löscht. Jetzt stell dir vor, ein Schatten schliche über den verlassenen Dorfplatz. Und dort, im Gewächshaus, wüchsen drohend die Pflanzen – und auf dem Altar läge unheilvoll ein Buch mit einer Heiligen Schrift. Und im Laden fiele wie aus dem Nichts ein Produkt vom Regal. Und dann ertönte am Himmel ein fremder Gesang. Stell ihn dir genau vor – wie einen Riss im Firmament. Stell dir vor, es hole die Menschen aus ihren Betten und sie blickten gemeinsam zum Himmel hinauf. Und sie fragten sich mit bis zum Hals schlagenden Herzen, was sich ihnen dort nähert. Ein Engel? Eine Drohne? Eine tödliche Rakete, die alles verbrennt und zerstört? Wir stehen am Anfang einer großen Geschichte. Es gibt kein Vaterland und keinen Grund für Mord und Krieg. Und alle Menschen leben nur im Hier und Jetzt. Stell Dir das vor. Es ist ganz leicht, wenn du’s versuchst. Willkommen in IMAGINE.
von Jon Fosse
Regie KAY VOGES
Köln-Premiere am 27.9.25 |Depot 2
Dieses Familientreffen ist ein Tollhaus der Ereignislosigkeit. Jon Fosse, Literaturnobelpreisträger 2023 und frisch mit dem Ludwig-Mülheims-Theaterpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet, hat mit DER NAME sein vielleicht bestes Stück geschrieben: Nach langer Zeit kommt ein Mädchen wieder zurück nach Hause in den Kreis der Familie. Sie ist hochschwanger, die Situation prekär und explosiv. Begleitet wird sie vom zukünftigen Vater des Kindes, den hier noch niemand kennt. Die Mutter ist krank, der Vater wortkarg und erschöpft, und die Schwester sucht jemanden, mit dem sie spielen kann. Niemand, absolut niemand kommt auf die Idee, das Mädchen nach dem Namen ihres Freundes zu fragen. Der möchte am liebsten unsichtbar sein, verzieht sich in eine Ecke und liest ein Buch. Es liegt Gewalt in der Luft. Und dann passiert – nichts. Scheinbar nichts. Denn da ist die Stille. Und Jon Fosse ist ihr größter Magier. Das Schweigen rumort, bis dann doch wieder alle miteinander sprechen – aber verstehen sie sich auch? Müssten sie sich nicht, wie es einst Georg Büchner vorschlug, „die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren“? Wenn die Sprache versagt: Was heißt es, ein Mensch in Gesellschaft zu sein? Kay Voges lässt wilde poetische Einfachheit und abgründigen Humor zu einer fein komponierten Partitur verschmelzen.
„Brillantes Ensemble. Hinter jeder Figur ahnt man eine ganze Welt.“ (nachtkritik) | „Das Ungesagte ist so vielsagend, als hätten Anton Tschechow und Samuel Beckett gemeinsam Fosse inspiriert.“ (Die Presse)
von Claude De Demo und Jorinde Dröse
mit Texten von Antonia Baum, Mareike Fallwickl, Emilia Roig u. a.
Regie JORINDE DRÖSE
Köln-Premiere am 28.9.25 |Depot 2
Produktion Berliner Ensemble, 2024
Die Corona-Pandemie löst in Ensemble-Mitglied Claude De Demo eine Krise aus: Sie hat keine Betreuung für ihre Kinder, sie hat Angst und zu wenig Zeit. Plötzlich stellen sich Gefühle ein, die eine Mutter – dem Rollenklischee nach – nicht haben sollte. Im Gegenteil, sie denkt: Ich bin eine unglückliche Mut- ter – obwohl ich meine Kinder liebe. Damit kommen auch die Zweifel: Bin ich nicht Frau genug? Bin ich nicht Mensch genug? Überforderung, Stillstand und Müdigkeit lassen in ihr das Bedürfnis entstehen, ein realistischeres Bild von Mutterschaft zu zeigen, fernab von eingemachter Marmelade und Schlafliedern. Mit #MOTHERFUCKINGHOOD bringt sie gemeinsam mit Regisseurin Jorinde Dröse all jene Vorstellungen und Ungerechtigkeiten auf die Bühne, die so oft verschwiegen werden, die keinen Platz im Bild der ewig geduldigen, sich selbst aufopfernden Mutter finden. Basierend auf intensiver Recherche, Gesprächen mit Wissenschaftlerinnen und Texten von verschiedenen Autorinnen ist eine Collage über Mutterschaft, Care-Arbeit und das beharrliche Gefühl von Schuld und Wut entstanden. Es geht um die Realität zwischen Gender Pay Gap, Mental Load, Kita-Plätzen und dem „Mutterinstinkt“ sowie die Frage: Wenn die Wahrheit über Mutterschaft auf dem Tisch liegt, wie viele Frauen entscheiden sich dann noch freiwillig dafür?
„Das Publikum riss es von den Sitzen, Standing Ovations, minutenlang.“ (nachtkritik
von und mit CALLE FUHR
in Kooperation mit DOSSIER
Regie und Bühne CALLE FUHR
Köln-Premiere am 3.10.25 |Depot 1
Spätestens seit der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof hat der einst reichste Österreicher auch in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht: René Benko bestimmte 2024 mit der Pleite seines Immobilienunternehmens Signa Holding monatelang die Schlagzeilen. Es wurde der größte Bankrott der zweiten Republik Österreichs. Auch deutsche Staatshilfen in Millionenhöhe lösten sich nahezu in Luft auf. Zahlreichen Städten drohen nun Baukrater auf Jahre. Den Weg dahin scheint eine undurchdringliche Mischung aus Skrupellosigkeit, Milliardärs-Klüngel und einem lückenhaften Finanzsystem geebnet zu haben. Im Januar 2025 kam Benko in seiner Heimatstadt Innsbruck in Untersuchungshaft. Über Monate haben Regisseur Calle Fuhr und DOSSIER zusammengearbeitet, um die Geschichte vom Aufstieg und Fall des „Wunder-Wuzzis“ Benko zu entwirren. Herausgekommen ist ein besonderer Theaterabend irgendwo zwischen Stand-up, TED-Talk und Lecture-Performance, der aufgrund der großen Nachfrage am Volkstheater Wien von der kleinsten in die größte Spielstätte wechseln musste. Nach Gastspielen am Berliner Ensemble und einer Einladung zum Radikal jung Festival in München kommt Calle Fuhrs unterhaltsames Solo nun in aktualisierter Version auf die Bühne des Schauspiel Köln.
„Seine humorvolle Aufarbeitung eines seriösen Themas ohne den Ballast großer Kunst tut einfach gut.“ (Deutschlandfunk)
von BASTIAN REIBER und Team
Regie BASTIAN REIBER
Köln-Premiere am 4.10.25 |Depot 2
Produktion Schaubühne Berlin, 2023
Ein Schauspieler betritt die Bühne und stellt fest: Er ist im falschen Stück. Ein weißer Raum. Holzkisten. Nicht einmal das Bühnenbild ist fertig aufgebaut. Das Publikum allerdings ist bereits da und blickt ihn erwartungsvoll an. Ein Albtraum wird wahr. Der Schauspieler beginnt zu spielen … Aber was nur? Das Stück, in dem er gelandet ist, kennt er nicht. Er ist falsch. Fehl am Platz. Ein Fehler. Doch was wäre, wenn im Fehler auch eine Chance läge, ein schöpferisches Prinzip? Und so beginnt er, aus dem Nichts etwas zu erschaffen, das irgendwie in diese Bühnenwelt passt, die sich da unfertig vor ihm auftut – während über seinem Spiel bedrohlich die Frage schwebt: „Ist das schon was? Reicht das, was ich hier tue? Ab wann ist etwas etwas?“ In GENESIS begibt sich Bastian Reiber, „der komischste Schauspieler in unserer Region“ (rbb) und „Komödiant von Gnaden“ (nachtkritik) mit- ten hinein in die Untiefen des Nichts und wird zum Schöpfer wider Willen – nicht der Welt, aber einer göttlichen Komödie. Mit Texten aus „La chair de l’homme“ („311 Gottesdefinitionen“) von Valère Novarina, aus dem Französischen von Leopold von Verschuer.
„Bastian Reibers Form der Komik ist so anregend und befreiend wie kaum eine andere.“ (rbb) | „Man geht ziemlich heiter aus diesem Abend. Und kommt dann doch nicht los vom Gedankenfutter, das Reiber virtuos umspielt, aber nie erklärt.“ (Berliner Morgen- post) | „Der kleine Schöpfungsabend hat das Zeug zum Kult-Hit.“ (nachtkritik)
von Anton Tschechow
Regie ITAY TIRAN
Premiere am 11.10.25 |Depot 2
Wohin mit den verblassenden Idealen und enttäuschten Illusionen angesichts einer Welt, die immer unverständlicher wird? Es ist ein drückend heißer Sommer auf dem Land. Sonja und ihr Onkel Wanja haben den Hof jahrelang für Sonjas Vater, den Kunstprofessor Serebrjakow aus der Großstadt, bewirtschaftet – mit Blut, Schweiß und Tränen. Als der Professor pensioniert wird und mit seiner neuen Frau Elena aufs Land zurückkehrt, steht der Betrieb plötzlich still. Nichts geht mehr. Denn Wanja hat seine ganze Kraft gegeben, um das Leben des Professors für die Wissenschaft zu finanzieren. Aus der Nähe jedoch ist dieser eine herbe Enttäuschung: Lethargisch hadert er mit der eigenen Bedeutungslosigkeit. Und die ebenso hart arbeitende Sonja? Sie liebt den Arzt Astrow aus der Nachbarschaft, der nun regelmäßig zu Besuch kommt. Aber Astrow hat mit der Liebe abgeschlossen und widmet sich lieber dem Wodka. Er erträgt das Leid der Welt nicht mehr und kämpft einen letzten, illusorischen Kampf gegen die Abholzung der Wälder. Was jetzt zu tun ist? Niemand weiß es mehr. Anton Tschechow blickt in seiner tiefsinnigen Komödie von 1896 schonungslos auf eine Gesellschaft im Niedergang, der alle Koordinaten verloren gegangen sind. Konflikte der materiellen Existenz treffen auf Midlife-Krisen und aus geträumte Träume. Der israelische Regisseur und Schauspieler Itay Tiran feiert sein Regiedebüt in Deutschland. Zuletzt inszenierte er u. a. am Burgtheater Wien und am Gesher Theater in Tel Aviv.
nach dem Roman von Necati Öziri
Regie BASSAM GHAZI
Wiederaufnahme am 17.10.25 |Depot 2
Seinen Vater hat Arda nie kennengelernt. Das Einzige, was ihn mit ihm verbindet, ist ein kleiner, schwarzer Fleck unter dem linken Auge – sein „Vatermal“. Arda ist gerade mal Anfang zwanzig, liegt mit Organversagen auf der Intensivstation und die Zeit läuft ihm davon. Zeit, die er bisher mit seinen Kumpels verschwendet hat und die deutsche Behörden ihm genommen haben. Seit zehn Jahren haben seine Mutter und seine Schwester kein Wort gewechselt. Nun treffen sie täglich im Krankenhaus aufeinander, und Arda liegt buchstäblich dazwischen. In der Zeit, die ihm noch bleibt, wendet er sich in einem Brief an seinen Vater Metin. Er soll alles über das Leben der zerbrochenen Familie in Deutschland erfahren, die er zurückließ, um wieder in die Türkei zu gehen. Er soll nicht mehr die Möglichkeit haben, nicht zu wissen, wer Arda war. In seinem gefeierten Debüt Roman entwirft Necati Öziri eine Familiengeschichte, in der Mutter, Tochter und Sohn versuchen, Verluste zu überwinden und – auch ohne Pass – ihren eigenen Platz in Deutschland zu finden. Bassam Ghazi gelingt gemeinsam mit Menschen aus Köln ein temporeicher Abend über Abschied, Sehnsucht, Migration und Familie.
„Ein Glücksfall.“ (Kölner Stadt-Anzeiger) | „Hier stimmt so Vieles: Das Timing der Dialoge und schnellen Szenenwechsel, das wandelbare Bühnenbild, die Choreographien, die Kostüme.“ (nachtkritik)
von Johann Wolfgang von Goethe
Regie KAY VOGES
Köln-Premiere am 19.10.25 |Depot 1
Produktion Volkstheater Wien, 2022
Zeit seines Lebens arbeitet Goethe an seinem Opus magnum FAUST, dem Drama, das er als einziges seiner Werke „Tragödie“ nennt. Rätselhaft und hell steht sie da, in epischer Weite – eine scheinbar endlose Abfolge von Szenen und Reflexionen. Was hält diese Tragödie im Innersten zusammen? Da ist Faust, der ewig Rastlose, der die Welt als Beute sieht und die Zeit als Pfand. Da ist Mephisto, das Gegenprinzip, buchstäblich im Schatten Fausts. Da ist Gretchen, das Unschuldige und Schöne im Angesicht des Verderbens. Und da ist das Licht, das durch all die Risse im Schicksal einfällt. Der Großteil der Tragödie findet in finsterer Nacht statt. Zerrissen wird diese Dunkelheit immer wieder durch Feuer und Lichtzeichen – wie der Blitz einer Fotografie. Im Jahr 1928 beschreibt der russische Fotograf Alexander Rodtschenko die Fotografie als „Kampf zwischen Ewigkeit und Augenblick“ und sagt weiter: „Mit ihrem Auftreten kann es keine allgemeine unveränderliche Bildnis Vorstellung mehr geben. Ein Mensch ist nicht nur eine Einheit, er ist vielgestaltig und dialektisch.“ „Augenblick, verweile doch.“ Kay Voges inszeniert FAUST als eben diesen Kampf und verwandelt gemeinsam mit Live-Fotograf Marcel Urlaub den Bühnenraum gleichermaßen in einen Lichtraum und eine Dunkelkammer.
„Das Ensemble macht es durch die Bank ganz fantastisch; uneitel, zugkräftig, stark – ein tolles Team!“ (Deutschlandfunk Kultur) | „Kay Voges feiert die visuelle Opulenz, als sage er seinem Faust: Du armer Tor! Was du alles verpasst hast in deinem 19. Jahrhundert!“ (nachtkritik)
basierend auf „L’Addition“ von Tim Etchells, Bertrand Lesca, Nasi Voutsas
Regie TIM ETCHELLS. Mitarbeit Regie deutschsprachige Version JOHANNA MITULLA
Köln-Premiere am 24.10.25 |Depot 3
Produktion Originalversion Festival d’Avignon, 2023
Ein Tisch, ein Sessel, eine Flasche. Und ein Glas Wein, das der Kellner dem Gast serviert: So die Ausgangssituation. Doch wer bedient hier wen? Und wer dient wem? Wer bezahlt am Ende die Rechnung oder macht einen Strich durch die des anderen? In der Arbeit des britischen Autors und Regisseurs Tim Etchells (Forced Entertainment) werden Macht- dynamiken in zahlreichen Variationen durchgespielt – und je länger die Szene dauert, desto abgründiger wird der Humor. In diesem Sinne erkunden hier Herr und Knecht die mannigfaltigen Fallstricke hierarchischer Konstellationen. Nach der deutschsprachigen Erstaufführung im Rahmen der Wiener Festwochen 2024 werden nun Tisch, Sessel und Wein ins Depot 3 gestellt. Die Spannung steigt, wer in dieser Slapstick-Komödie am Ende die Rechnung bezahlt.
„Beides, Rollentausch und Wiederholungszwang, wird in Etchells Stück auf virtuoseste Weise durchexerziert. Doch man soll nicht alles erzählen von diesem so klugen wie unterhaltsamen Abend, an dem Frank Genser und Christoph Schüchner zu obstinatesten Minimal-Music-Melodien alle Slapstick-Register ziehen, ohne je banal zu wirken.“ (Die Presse)
Ein komischer Abend von Herbert Fritsch
Regie, Bühne und Kostüm HERBERT FRITSCH
Uraufführung am 31.10.25 |Depot 1
Wo endet Sprache und wo beginnt der Rabatz? Wenn der berüchtigte Herbert Fritsch auftaucht, fliegen dem Theater alle Konventionen um die Ohren. Neben seiner ausgewiesenen Extrembegabung, Komödien zu inszenieren, hat er in den letzten Jahren seine ganz eigene Theatersprache entwickelt: jenseits der Worte, jenseits des Sinns. Immer wieder bringt er Texte auf die Bühne, die nicht dafür gedacht sind und in denen Worte zu Musik werden („Murmel Murmel“). Als 1916 in Zürich das Dada-Café Cabaret Voltaire eröffnet und der Dadaismus erfunden wurde, kommentierte jemand: „Das ist eine Ansammlung von jungen Leuten, die kreativ sind und Rabatz machen wollten“. Ha! Dada ist genau das Ding von Herbert Fritsch. Und Rabatz auch! Ein Krawall, ein Donnerhall der Unvernunft, ein Orkan der hemmungslosen Ausrastkunst. Das Verb „rabatzen“ kennen wir heute nicht mehr. Es bedeutete einst „schlagen“, „hauen“, „bal- gen“, „herumtoben“, „brünstig sein“ – und das ist die Spielanweisung ans Ensemble. Herbert Fritsch liebt die Bühne, das Theater und Menschen, die all das auch lieben. 13 Jahre nach seiner letzten Kölner Inszenierung – Brechts „Puntila und sein Knecht Matti“ als ein „Fest sich austobender Schauspieler“ (Deutschlandradio) – ist er zurück. Ganz in der Tradition von Dada begibt er sich auf die Suche nach dem Unaussprechlichen, Ungegenständlichen, der Auflösung von Sprache, die doch eigentlich Erlösung sein sollte.
Ein Abend mit Musik über Fritz Löhner-Beda
von und mit ANDREAS BECK und JENS-KARSTEN STOLL
Köln-Premiere am 9.11.25 |Depot 3
Produktion Volkstheater Wien, 2024
Wer war Fritz Löhner-Beda? 1883 in Böhmen geboren, als Librettist von Werken wie „Das Land des Lächelns“ (Franz Lehár, 1929) und „Die Blume von Hawaii“ (Paul Abraham, 1931) in Wien zu Ruhm und Aufmerksamkeit gelangt, 1942 in Auschwitz als Zwangsarbeiter der Buna-Werke der I.G. Farben ermordet – und heute zu Unrecht vergessen. „Er war einer der brillantesten Köpfe der Unterhaltungsbranche, einfach von unglaublicher Intelligenz. Er konnte alles – von gefühlvoller Operette über lustige Nonsenseschlager bis zu charmant-bösen Liedern,“ schrieb seine Biografin Marie-Theres Arnbom über Löhner-Beda. Aus seiner Feder stammen außerdem das „Buna-Lied“ und der berühmte „Buchenwälder Marsch“. Entlang von Liedern mit Texten des Künstlers navigieren Andreas Beck und Jens-Karsten Stoll durch eine Biografie, die zugleich höchst individuell ist und doch für ein andauerndes Phänomen steht. Welche Rolle spielt die jüdische Identität beim kollektiven Vergessen seiner Person? Warum ist das Werk oft beständiger als sein Schöpfer? Und: Ist Schlager Pop?
Die Terroranschläge in Paris
Gerichtsreportage von Emmanuel Carrère
mit Texten von Antonia Baum, Mareike Fallwickl, Emilia Roig u. a.
Regie STEPHAN KIMMIG
Uraufführung am 13.11.25 |Depot 1
Sechs Jahre nach den Bataclan-Anschlägen von Paris am 13. November 2015 wird jenen Männern der Prozess gemacht, die die Terroristen bei ihren Vorbereitungen unterstützt haben. Der Name des Gerichtsverfahrens: V13, für Vendredi treize – Freitag, der 13. Als Zeitzeuge vor Ort: der Schriftsteller Emmanuel Carrère, der den Prozessverlauf für die Wochenzeitung „Le Nouvel Obs“ detailliert protokolliert. Angetrieben wird Carrère von der Frage, wo der Wahnsinn beginnt, „wenn es um Gott geht“, und dem Wunsch, dem Entstehen einer kollektiven Erzählung beizuwohnen. So verbringt er Monat für Monat in der „fensterlosen weißen Sperrholzkiste“, die wegen des gigantischen öffentlichen Interesses in den Justizpalast auf der Île de la Cité hineingebaut worden ist. In klarer Sprache, die Sinn für Nuancen und juristische Fallstricke beweist, lässt Carrère seine Leserinnen hautnah am Prozess teilhaben. Zum 10. Jahrestag des Anschlags begibt sich Regisseur Stephan Kimmig mit Carrères Journal auf die Suche nach den Wurzeln islamistischer Gewalt und den feinen Mechanismen der Rechtsprechung. Wie gibt man den Opfern eine Stimme? Wie geht eine Gesellschaft, die weiterleben will, mit einem derartigen Trauma um? In einer intimen Bühnenanordnung wird der Theaterabend auch zu einer Liebeserklärung an die Regeln der Justiz, die – wie Carrère schreibt – versucht, „die Welt wieder in ihre Fugen [zu] rücken.“
von Virginie Despentes
Regie STEPHAN KIMMIG
Köln-Premiere am 23.11.25 |Depot 1
Produktion Volkstheater Wien, 2024
Rebecca ist Filmstar, über fünfzig und noch gut im Geschäft. Und sie ist wütend. Der Schriftsteller Oscar, 43 Jahre alt, hat sie durch Zufall auf der Straße erkannt und auf Instagram einen hämischen Post über sie abgesetzt. Postwendend schießt sie öffentlich zurück: „Liebes Arschloch, ich habe deinen Beitrag gesehen. Du bist wie eine Taube, die mir im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt. Ich hoffe jetzt nur, dass deine Kinder von einem Lastwagen überfahren werden und du ihren Todeskampf mitansehen musst, ohne etwas tun zu können, und dass ihnen die Augen aus den Höhlen spritzen.“ Der Beef mit Rebecca ist aber nicht das größte Problem, das Oscar hat. Die feministische, deutlich jüngere Bloggerin Zoé beschuldigt ihn, sie während ihrer Zeit als seine Pressesprecherin belästigt zu haben. Der Vorwurf: sexualisierter Machtmissbrauch. Innerhalb kürzester Zeit wird Oscar im Netz zur prominentesten Persona non grata. Anfangs haben Rebecca, Oscar und Zoé nur zwei Dinge gemeinsam: Hass auf einander und die Einsamkeit vor ihren Computern während der Pandemie. Doch nach und nach, indem sie sich immer wieder schreiben, entsteht ein fast schon zärtlicher Briefroman für das 21. Jahrhundert über Freundschaft und Angst, Sex und Drogen, über geplatzte Hoffnungen und große Träume.
„Paul Grill und Birgit Unterweger liefern einander einen rasant getimten, witzigen Schlagabtausch.“ (Kleine Zeitung)
von Anna-Sophie Mahler und Viola Köster
mit dem Kölner Domchor und dem Experimentalchor Alte Stimmen
Regie ANNA-SOPHIE MAHLER
Uraufführung am 29.11.25 |Kolumba
Produktion Volkstheater Wien, 2024
Wenn Stadtplanung ein Konzert wäre, wie würde sie klingen, die lebenswerte Stadt der Zukunft? Wie singt man von „Brückensanierung“ und „Transformation”, wie intoniert man „Verschattungsstrategie“? Und welche Stimmen kündigen den ökologischen Wandel an? Wir sprechen mit Menschen aus Baugewerbe und Stadtentwicklung, mit Ökonominnen, Zukunftsforschern und Aktivistinnen über die bestehenden Pläne für ein zukunftsfähiges Köln – und über die Widerstände, denen sie begegnen. Aus den so gewonnenen O-Tönen entsteht ein Musiktheaterstück von Kölnern für Köln, ein Stimmenkonzert für drei Schauspielerinnen, zwei Kölner Chöre und eine Stadt der Zukunft. „Denn wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die Zukünftige suchen wir“, heißt es in Johannes Brahms’ „Requiem“, das, gesungen vom Kölner Domchor, aus den maroden Stadtmauern dringt. Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler ist Spezialistin im Verweben von Recherchematerial und Musik. Bekannt wurde sie mit der Inszenierung „Mittelreich“ an den Münchner Kammerspielen, die 2016 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Zuletzt begeisterte ihre Inszenierung von Tennessee Williams’ „Camino Real“ am Volkstheater Wien, mit der Band Calexico live on stage.
nach Per Olov Enquists „Die Nacht der Tribaden”
Regie und Bühne MARKUS ÖHRN
Premiere am 18.12.25 |Depot 2
Kopenhagen, an einem verhängnisvollen Abend im Jahr 1889. Der berühmte Dramatiker August Strindberg besucht eine Probe seines Stücks „Der Stärkere“, in dem seine Ex-Frau und deren Freundin mitspielen. Der Abend wird zu einem Psychothriller, in dem Strindberg zwischen Wut und Verletzlichkeit gegen innere Dämonen kämpft. Ein verlorener Mann, der nach Verständnis sucht, aber stattdessen die Menschen um ihn herum mit ausfallender Misogynie und paranoiden Wahnvorstellungen befremdet. Die Arbeiten des schwedischen Künstlers und Regisseurs Markus Öhrn zeichnen sich durch eine spezielle Ästhetik aus: Die Schau- spielerinnen tragen Pappmaché-Masken, ihre Stimmen sind verfremdet, Bewegungen verlangsamt, die Bühnenbilder bewusst reduziert. Musik und dunkle Sound-Designs begleiten die Figuren. In dieser einzigartigen Bühnenatmosphäre erzählt Öhrn seit Jahren von toxischen Geschlechterrollen und Strukturen der Unterdrückung, vom plötzlichen Kippen alltäglicher Situationen in Endlosschleifen der Eskalation. Markus Öhrns Reihe „Kammerspiele“ wird exklusiv für das Schauspiel Köln produziert. DIE NACHT DER LESBEN ist die erste von sechs Episoden in fünf Spielzeiten bis 2030 (I. Eifersucht / II. Liebe / III. Familie / IV. Demenz / V. Krankheit / VI. Tod). Öhrn erhielt 2019 für „3 Episodes of Life“ den Spezialpreis des Nestroy Preises, 2023 war er mit „Szenen einer Ehe“ (Volkstheater Wien) in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert.
von Alfred Döblin in einer Bühnenfassung von Hermann Schmidt-Rahmer
Regie HERMANN SCHMIDT-RAHMER
Premiere am 19.12.25 |Depot 1
Leben! Das will Franz Biberkopf. Frei, aber orientierungslos taumelt er durch eine Metropole, die ihn verschlingt. Er schlittert in sexuelle Abenteuer, Kleinkriminalität und gerät in toxische Abhängigkeit zum diabolischen Ganoven Reinhold. Das Netz aus Gewalt und Machtkämpfen kostet ihn nicht nur seinen Arm: Auch seine Geliebte, die Prostituierte Mieze, wird ermordet. Alfred Döblin wirft Biberkopf in seinem bedeutenden Großstadtroman BERLIN ALEXANDERPLATZ auf das brodelnde Pflaster Berlins der 1920er Jahre. Durch expressive Sprache, durch Montagen von Werbeslogans bis zu Bibelzitaten findet Döblin eine literarische Entsprechung für die immer komplexer werdende Welt jener Zeit. Die Überforderung einer Gesellschaft inmitten des Umbruchs und ständiger Reizüberflutung wird erlebbar. Mit großem Ensemble erkundet Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer in poetischen und prächtigen Bildern, was geschieht, wenn Werkzeuge fehlen, um Puzzleteile unserer Wahrnehmung sinn- haft zusammenzusetzen. Welche fragwürdigen Weltbilder und Handlungen können daraus erwachsen? Und wie lassen sich Skrupellosigkeit, Hörigkeit und Gewalt vor dem eigenen Selbst legitimieren? Biberkopf, trunken von Größenwahn, Selbstmitleid und dem Glitzern der Stadt, trotzt jedem Unglück mit schnoddriger Pose – bis ihm der Tod die Augen öffnet.
Die Gameshow für Köln
von Johan Frederik Hartle und Kay Voges
Regie KAY VOGES
Köln-Premiere am 10.1.26 |Depot 1
Produktion Volkstheater Wien, 2023
„Fun ist ein Stahlbad.“ (Theodor W. Adorno) Es ist Primetime und eine Nation will unterhalten werden. Und was ist für Menschen heutzutage unterhaltsamer, als die eigene Meinung zu feiern? In dieser TV-Show kämpfen sieben Kandidatinnen um zwei Millionen Euro Preisgeld, live übertragen und gestreamt aus Köln zur besten bundesdeutschen Sendezeit. Diesmal mit dabei: Layla aus Berlin und Wien, der Ebenauer Ferdinand aus Pressingberg bei Hammerboden in Kärnten, Maik und Moritz aus Köln (Belgisches Viertel), Nilufar und Rico Schultze aus dem thüringischen Kleinroda und schließlich Kyung-Hye Song, Musikerin mit koreanischen Wurzeln aus Bonn. DU MUSST DICH ENTSCHEIDEN! wird von TV-Legende Harry Weinlein produziert und ist eine Art „1, 2 oder 3“, aber x-rated, moderiert von Michelle Pelosi und Tommy McDonalds. Die beiden stellen die schwierigen Fragen der Gegenwart als Multiple Choice, das Publikum stimmt via Smartphone ab. „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.“ Das ist mutiges Fernsehen 2026 für unsere Demokratie – das totale Spiel und die ganze Schönheit des Wettbewerbs.
„Nach über zweieinhalb Stunden belohnt das Publikum mit tosendem Applaus einen anregenden Abend voller Hirnschmalz und flotter Dialoge, der sich gerade wegen seines hohen Bewusstseins- levels nicht vor Zoff und Hau-drauf-Witzen scheut.“ (Der Standard)
frei nach Arthur Schnitzler
von Leonie Böhm und Julia Riedler
Konzept LEONIE BÖHM, JULIA RIEDLER
Regie LEONIE BÖHM
Köln-Premiere am 14.1.26 |Depot 1
Produktion Volkstheater Wien, 2025
Auch 100 Jahre nach der Veröffentlichung hat Arthur Schnitzlers Novelle FRÄULEIN ELSE nichts an Sprengkraft verloren: Die junge Else T. soll während ihrer Sommerfrische auf Bitten der Eltern den Kunsthändler Dorsday um dringend benötigtes Geld bitten – der einzige Ausweg, um ihren verschuldeten Vater vor dem Gefängnis und die Familie vor der sozialen Ächtung zu bewahren. Dorsday erkennt die Ausweglosigkeit von Elses Situation und nutzt sie für ein düsteres Spiel: Er werde die Schuldensumme erst überweisen, wenn er sie eine Viertelstunde lang nackt betrachten darf … Regisseurin Leonie Böhm entwirft Schnitzlers Novelle, die konsequent aus der Innensicht Elses erzählt ist, als Solo mit der Schauspielerin Julia Riedler. Die beiden denken Elses Bewusstseinsstrom über Machtmissbrauch und die Kommodifizierung weiblicher Körper konsequent im Hier und Heute weiter. Die Tageszeitung Der Standard berichtete nach der Premiere von einem „Triumph“, die Nachrichtenagentur APA sprach von „einem herrlichen Balanceakt zwischen Verzweiflung, Nachdenklichkeit, Trotz und einer gehörigen Portion Witz. FRÄULEIN ELSE ist beste Unterhaltung, die den ernsten Kern niemals aus den Augen verliert. Besser als Böhm und Riedler muss man es erst einmal machen.“
von Rolf Dieter Brinkmann
Regie und Bühne WOLFGANG MENARDI
Uraufführung am 17.1.26 |Depot 2
„Die Geschichtenerzähler machen weiter, die Autoindustrie macht weiter, die Arbeiter machen weiter, die Regierungen machen weiter, die Rock’n’Roll- Sänger machen weiter, die Preise machen weiter, das Papier macht weiter, die Tiere und Bäume machen weiter, Tag und Nacht macht weiter, der Mond geht auf, die Sonne geht auf, die Augen gehen auf, Türen gehen auf, der Mund geht auf, man spricht.” Und es spricht: Rolf Dieter Brinkmann! Enfant terrible des bundesdeutschen Literaturbetriebs, überfahren von rechts als er nach links sah. Was als Nachdenken über das eigene Leben beginnt, wird bald zum wütenden Flanieren eines jungen Mannes durch die Straßen Kölns: den westdeutschen Nachkriegsmuff im Visier, bewaffnet mit einem Tonbandgerät. Sein steter Begleiter ist sein eigenwilliger poetischer Geist. In ausufernden Hasskaskaden hält Brinkmann die Schrecklichkeit der Welt, der Stadt, der Straße mit einem teuflischen Lachen fest – in kantiger Schönheit. DIE WÖRTER SIND BÖSE ist der Titel eines WDR-Hörspiels von 1974, geschrieben, gesprochen und geschnitten von Brinkmann selbst. Regisseur und Bühnenbildner Wolfgang Menardi bringt diesen atemlosen Marsch durch das Köln der 70er Jahre auf die Bühne, bereichert durch Gedichte aus dem Werk Brinkmanns. Ein unbarmherziger Blick auf die Stadt Köln, voller Humor und gut versteckter Schönheit zwischen Betonbau und Fliesenboden.
Ein Rhein-Krimi mit Musik
in Kooperation mit CORRECTIV von Calle Fuhr
Regie CALLE FUHR
Uraufführung am 7.2.26
Wie rein ist der Rhein? Ein grausiger Fund am schönen Rhein in Kölle gibt Rätsel auf: Die junge Aktivistin Luise wurde tot ans Ufer gespült. Kommissarin Clara und ihr Kollege Hans nehmen die Mordermittlungen auf. Immer tiefer geraten sie in ein Netz aus Umweltverschmutzung, Online- Drohungen und verschlüsselten Firmendaten. Sie fischen im Trüben, bis sie schließlich brisante Informationen über einen großen lokalen Chemiekonzern an die Oberfläche bringen – und dem Mörder immer näher kommen. Wasser emotionalisiert. Vor allem für die kölsche Seele ist es mehr als biologisch überlebensnotwendig: Auf dem Grund des Rheins schlummern zahlreiche Mythen, während wir davorsitzen und beglückt „zuseh’n, wie Schiffe vorbeiziehen“ oder er in der Ferne Heimatgefühle in uns auslöst. Kein anderes deutsches Gewässer wird so viel besungen. Auch der Titel des Stücks ist einer berühmten Liedzeile der Bläck Fööss entnommen. Mit DAT WASSER VUN KÖLLE ES JOT stellt sich Calle Fuhr als Hausregisseur und -autor am Schauspiel Köln vor. Gespickt mit rheinischem Lied- gut erzählt er einen kölschen Krimi, der unbequeme Rechercheergebnisse zur Wasserqualität des Rheins offenlegt: Brisante Fakten des investigativen Medienhauses CORRECTIV bekommen eine Bühne.
mit Texten von Marcus Peter Tesch
in Kooperation mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz, 2024
Regie BRANKO JANACK
Köln-Premiere am 28.2.26 |Depot 3
Produktion Volkstheater Wien
Österreichischer Knastpoet, Frauenschwarm, Journalist, verurteilter Mörder. Jack Unterweger war Vieles, und er spielte im Laufe seines Lebens zahlreiche Rollen. Zuletzt, wenig überzeugend, den unschuldigen Intellektuellen, dessen zweite Ver- urteilung 1994 – für die Morde an neun Frauen – zum Suizid führte. Während seiner ersten Inhaftierung, zu der er wegen Mordes an einem 18-jährigen Mädchen verurteilt war, veröffentlichte Unterweger den Roman „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“ (1983), der ihm sofort Ruhm verschaffte – auch wenn man heute vermutet, dass Schriftstellerin Sonja von Eisenstein, die Unterweger literarisch betreute und später erfolglos vor ihm warnte, ihn verfasst hat. Zu einer Aufführung seines Stücks „Endstation Zuchthaus“ (1985) am Volkstheater Wien erhielt er Freigang. Eine Petition für seine Freilassung unterzeichneten u. a. Elfriede Jelinek, Ernst Jandl und Günter Grass. Nach 15 Jahren Haft kommt er frei – als Paradebeispiel für eine „geglückte Resozialisierung“. Was zieht uns am Bösen an? Wieso identifizieren wir uns lustgewinnend mit Monstern? Und wann begegnen wir einem Menschen mit Barmherzigkeit? UNTERWEGER ist ein Abend über Lust und Mitleid, auf der Suche nach dem innersten Verlangen – dort, wo wir Gefahr laufen, auf unheimliche Geständnisse zu stoßen.
„Voll schaurigem Elan verwandelt sich Birgit Unterweger von der Nonne zum ‚Jackie‘ im ikonischen weißen Anzug und beschwört den heute kaum noch nachvollziehbaren Personenkult um den charmanten Killer herauf.“ (Falter)
von Amineh Arani
Regie AMINEH ARANI, STEFAN OTTENI
Uraufführung am 23.10.25 im Orangerie Theater |Depot 3
ab 4.3.26 im Schauspiel Köln
Der Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums” von Mohammad Rasoulof erregte weltweit Aufmerksamkeit und wurde als Bester Internationaler Film für den Oscar nominiert – gedreht unter lebensgefährlichen Umständen, auf der ständigen Flucht vor den Kontrollen des iranischen Regimes. Kurz vor der Premiere in Cannes musste der Regisseur aus dem Land fliehen, später seine Schauspielerinnen. Eine von ihnen: Amineh Arani. Statt gemeinsam mit ihrem Ehemann Mohammad Kamal Alavi ihr neues Haus in Teheran zu beziehen, lebt sie nun im Exil in Köln – und er tausende Kilometer entfernt. Doch statt zu verstummen, wird aus der Trennung ein mutiger künstlerischer Akt: A PLAY ACROSS TWO CONTINENTS (AT) ist eine Theaterperformance über die Grenzen hinweg. Abend für Abend stellen Arani und Alavi eine Live-Verbindung zwischen einem Raum in Europa und einem Wohnzimmer in Teheran her. Sie proben, improvisieren, erzählen. Sie kämpfen mit Zensur, Internetabbrüchen und der Leere zwischen zwei Kontinenten. Das Private wird politisch, wenn der Aufbau eines Esstisches zum Zeichen des Widerstands wird. Eine dritte Figur vor Ort – scheinbar nur Übersetzerin – wird zur Mittlerin zwischen dem Sagbaren und dem, was unaussprechlich bleibt. Regisseur Stefan Otteni bringt mit dem Künstlerpaar Arani/Alavi ein Stück auf die Bühne, das berührt, aufrüttelt – und der iranischen Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“ ein Gesicht gibt. Ein Abend über Verletzlichkeit, Mut, Verlust und die politische Kraft des Theaters.
nach Aischylos
Regie ADENA JACOBS
Premiere am 7.3.26 |Depot 1
„Es ist ein Gesetz: Blut, das zur Erde floss, fordert Blut.“ Tantalus zerlegt seinen Sohn Pelops, kocht ihn und serviert ihn den Göttern. Pelops, von den Göttern wieder zusammengesetzt, stößt den Wagenlenker Myrtilos von der Klippe. Sein Sohn Atreus schlachtet die Kinder von Thyestes und präsentiert ihre Köpfe auf einem Silbertablett. Thyestes’ Sohn Aigisthos durchbohrt Atreus mit dem Schwert. Sein Cousin Agamemnon opfert seine Tochter Iphigenie den Göttern für günstige Winde. Klytaimnestra und Aigisthos erschlagen Agamemnon samt der Seherin Kassandra. Ihr Sohn Orest ersticht Aigisthos und tötet Klytaimnestra. Wer nun tötet am Ende dieser Kette aus Gewalt und Gegengewalt den Muttermörder Orest? Wer rächt Klytaimnestra? Aischylos’ Antwort auf diese Frage entfaltet sich im dritten Teil von DIE ORESTIE (458 v. Chr.). Die Tragödie gilt als Gründungsdokument der Rechtsprechung in der Athener Demokratie: Die Furien, antike Rachegöttinnen, vom Schatten Klytaimnestras angeführt, fallen über Orest her. Doch Athene, Göttin der Weisheit, bestellt in letzter Sekunde Geschworene. Und Orest bekommt mit Apollon einen Strafverteidiger an die Seite gestellt; die Rachegeister werden Staatsanwältinnen wider Willen. Kommt Orest frei und die seit Tantalus’ Ursünde verfluchte Sippe endlich zur Ruhe? Die Australierin Adena Jacobs inszeniert nach sensationellen Antike-Bearbeitungen in Melbourne, London und Wien erstmals in Deutschland. Sie erzählt das Gerichtsverfahren in eindringlichen Bildern, um der uralten Frage nachzugehen, wie das Morden beendet werden kann.
nach dem Essay von Susan Sontag von Ayla Pierrot Arendt
Regie AYLA PIERROT ARENDT
Uraufführung am 21.3.26 |Depot 2
Ein Mann in weißem Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, darüber ein lederner Patronengürtel. Er ist im Begriff, nach hinten über zu fallen; seine Knie im 90-Grad-Winkel, der rechte Arm ausgestreckt, das Gewehr entgleitet seinem Griff: „The Falling Soldier“ von Robert Capa aus dem Jahr 1936 im Spanischen Bürgerkrieg, angeblich aufgenommen im Augenblick des Todes. Anfangs waren Fotografien „eine Wiedergabe von etwas Realem, so unanfechtbar, wie es keine sprachliche Darstellung je sein konnte“, schrieb die US-amerikanische Autorin Susan Sontag in ihrem Essay DAS LEIDEN ANDERER BETRACHTEN (2003). Das Ideal der Kriegsfotografie ist es, das „wahre Gesicht“ des Krieges zu zeigen und Zeugnis abzulegen: So war es, das ist geschehen! Und heute, da durch KI hergestellte Bilder nahezu ununterscheidbar sind von echten Fotografien? Die international arbeitende Videokünstlerin und Regisseurin Ayla Pierrot Arendt geht der Manipulierbarkeit von Wirklichkeit nach. Mit dem Ensemble erzählt sie von Reisen durch die Krisenregionen unserer Zeit, Kriegfotografinnen, die Friedensaktivistinnen und Influencer festgehalten haben – auf der Suche nach der ganz realen Realness. Wie findet man heute so etwas wie Objektivität, wenn sie zwischen Fälschung und Wirklichkeit ständig auf dem Prüfstand steht? Wer macht und wer betrachtet die Bilder vom Leiden? Wozu dienen sie – und wem?
von Tim Etchells
Regie TIM ETCHELLS
Köln-Premiere am 11.4.26 |Depot 2
„Ihr sagt uns, wann wir uns setzen und wann wir stehen sollen. Ihr sagt uns, wann wir uns bewegen und wann wir mal kurz stillhalten sollen. Ihr sagt uns, wann wir vom Tisch aufstehen dürfen. Ihr bringt uns bei, bitte zu sagen. Und ihr bringt uns bei, danke zu sagen. Ihr bringt uns bei, wie man nett und sauber aussieht. Ihr erklärt uns, dass es böse Menschen gibt auf der Welt. Dass es Monster nicht in echt gibt. Dass Worte nichts als Worte sind.“ THAT NIGHT FOLLOWS DAY stellt die Welt auf den Kopf: Ein Chor von Kindern zwischen 8 und 14 Jahren wird zum Hauptdarsteller. Sie sind erst kürzlich ins Leben geworfen worden, und sofort finden sie dort Regeln und Werte vor. Die Kinder aber drehen den Spieß um. Sie verkehren Aussagen ins Gegenteil, verwerfen sie, formulieren neu. Und je länger man diesem Wertekanon mit umgekehrtem Absender zuhört, desto hörbarer betritt ein unausgesprochenes „Warum?“ die Bühne: Die Infragestellung dessen, was ist – und genauso gut auch anders sein könnte! Zutiefst berührend und außergewöhnlich komisch. THAT NIGHT FOLLOWS DAY wurde erstmals 2007 von Victoria Deluxe im belgischen Gent produziert und seitdem in vielen Ländern und Sprachen aufgeführt. Für die Köln-Premiere wird der Text für eine Gruppe Kölner Kinder aktualisiert. Tim Etchells ist ein international renommierter Autor, Regisseur und Künstler. Besonders bekannt wurde er als Leiter der Performance-Gruppe Forced Entertainment.
Du bist zwischen 8 und 14 Jahren alt und möchtest mit auf der Bühne stehen? Nimm Teil an unseren Auswahlworkshops im Oktober und November 2025. Mehr Informationen online in unserem Open Call zu Beginn der Spielzeit.
von Gert Ledig
Regie SEBASTIAN BAUMGARTEN
Uraufführung am 24.4.26 |Depot 1
„Vielleicht müssen wir endlich wirklich begreifen lernen, dass der Stoff unserer Zivilisation selber gewoben ist aus Feuer und Rauch.“ (W.G. Sebald) Alles beginnt in 4000 Metern Höhe: Ein 600 Meter breiter und 30 Kilometer langer Strom aus US- Bombern bewegt sich auf eine deutsche Stadt zu. Darunter kurz darauf fallende Bomben, die Fallschirme einer Bomberbesatzung, Tiefflieger und Flaktürme. Ganz unten Häuser und Straßen, auf denen taumelnde Menschen im kochenden Teer „gegrillt“ werden. Luftschutzbunker, Keller, Durch- einander, ein unfassbares Horror-Szenario. Eine Mutter sucht nach ihrem Sohn, der als Flakhelfer bereits den Tod gefunden hat; eine junge Frau wird mit einem ihr fremden Mann verschüttet und unter den Trümmern von ihm vergewaltigt. Gert Ledigs Roman VERGELTUNG blickt kalt und unsentimental auf die zerstörerische Gewalt eines alliierten Luftangriffs im Juli 1944. Die Stadt, von der hier die Rede ist, bleibt namenlos – könnte aber Köln heißen. Auch hier stand nach der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 in weiter Trümmerlandschaft einzig noch der Dom. Das Buch erschien 1956, als Heinrich Böll oder Günter Grass längst die bundes- republikanische Nachkriegswirklichkeit zeichneten. Es geriet bald in Vergessenheit. Bis heute ist das Trauma der Luftangriffe weitestgehend unbearbeitet, während die zusammengewürfelte Nachkriegsarchitektur der Innenstädte weiterhin stumm vom damaligen Schrecken kündet. Regisseur Sebastian Baumgarten inszeniert Ledigs Kampfansage an kriegstreibende Phrasen von „Vaterland, Heldentum, Tradition, Glaube und Ehre“ als Uraufführung für das Schauspiel Köln.
frei nach „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes
Regie BASTIAN REIBER
Uraufführung am 9.5.26 |Depot 2
La Mancha. Die größte Ebene Spaniens. Ein flaches Plateau. Unendlich. Keine Berge. Keine Täler. Ein paar dämliche Windmühlen … ansonsten – nichts. Nada. Zu viel Nichts, als dass man es ertragen könnte. Die Angst vor der Leere. El horror del vacío. Diese Angst macht aus einem Menschen Don Quijote. Einer, der einen Sinn aus der Welt pressen will wie Saft aus einer Orange. Und aus seinem Gegenüber. Don Quijote – der Geistreiche – muss aus Nichts Etwas machen. Egal wie. Auf der Suche nach einem Gefühl. Liebeskummer beispielsweise. Abgrundtiefer Seelenschmerz. Schonmal besser als gar nichts. Na dann ¡Cuando se quiere, se puede! In Bastian Reibers Theater geht es um das Risiko zur größten Behaup- tung, um damit die größte Erwartung zu schüren – und diese dann nicht (und deshalb umso mehr!) zu erfüllen. ¿QUÉ PASA EN LA MANCHA? ist ein Ritt durch die spanische Steppe mitten hinein in den fantastischen Geist des einzigartigen Hidalgos Don Quijote. Mut zum absoluten Theater. Das ultimative Spiel um des Spielens willen – immer am Abgrund zum Nichts.
von Calle Fuhr in Kooperation mit FiscalFuture
Eine Koproduktion mit dem Theater Magdeburg
Regie CALLE FUHR
Uraufführung am 15.5.26 |Depot 3
Produktion Volkstheater Wien, 2024
Deutschland nimmt eine Billion Euro neue Schulden auf! Für Brücken, die Bahn, die Bundeswehr – kurz- um für die gesamte Bundesrepublik. So wurde es Anfang 2025 verkündet und im Bundestag beschlossen. Das scheinbare Naturgesetz der Schuldenbremse wurde gelockert und die endlosen Debatten über „die schwarze Null“, an denen nicht zuletzt auch die Ampel-Regierung zerbrochen ist, lösten sich plötzlich in Luft auf. Aber woher kommt denn jetzt diese Billion? Bei wem hat Deutschland eigentlich Schulden? Oder anderes: Wie funktioniert Geldpolitik im 21. Jahrhundert? Gemeinsam mit den Wirtschaftsexpertinnen von FiscalFuture verlässt Theatermacher Calle Fuhr den Raum tages- politischer Debatten und widmet seine neue Bühnenrecherche den Denkschulen, die politisches Handeln bestimmen. Spielerisch, humorvoll und verständlich, lädt Calle Fuhr zum Nachdenken über Volkswirtschaft ein. Denn dort liegen die großen Hebel für eine lebenswerte Zukunft.
Eine Komödie über das Trauerspiel im Eigentum von Kristof Magnusson und Gunnar Klack
Regie KAY VOGES
Uraufführung am 16.5.26 |Depot 1
Ein Haus, sechs Eigentumswohnungen – drei oben, drei unten. Hier lebt eine zweckbedingte Nachbarschaft: Anlegerinnen, die bis zur Rente ihren Wohnungskredit abstottern, neben schuldenfreien Rich Kids mit Vorliebe fürs Laden ihrer E-Autos am Gemeinschaftsstrom. Singles neben Familien mit unzähligen Kinderschuhen im Flur. Dauerlaute neben Unsichtbaren, deren Existenz nur die Unterwäsche im Konfliktpool Waschküche verrät. Ihr Gemeinschaftseigentum: Das Dach ist undicht, doch bockige Eigentümer blockieren den Zugang. Das Treppenhaus – stets nach Fritteuse stinkend (danke, 1. OG rechts) – ist nicht barrierefrei. Dennoch herrscht reger Durchgangsverkehr infolge Kurzzeitvermietung via Onlineportal. Im Hof quillt die Altpapiertonne über. Stoisch wird gegen Glasfaserkabel gestimmt, aber das WLAN der Nachbarin angezapft. Auch die Reparatur der Rohrleitungen der eingefrorenen Heizung braucht Einstimmigkeit. Doch wie einigt man sich, wenn die einen von den Nebenkosten ruiniert werden und andere die Balkone für Solarzellen vermessen? Die neue Komödie von Kristof Magnusson („Männerhort“) und Gunnar Klack offenbart, wie sich im Mikrokosmos Eigentümergemeinschaft der globale Wahnsinn zwischen Investitionsstau, Pluralismus, Parallel- gesellschaften und maroder Infrastruktur widerspiegelt. IN BESTER LAGE: Hier entsteht für Sie ein Mehrparteienhaus, inszeniert von Kay Voges, in dem zwischen Wohnungstüren Welten liegen.
nach Motiven aus dem gleichnamigen Buch von Heike Faller
von und mit dem Stadtensemble am Schauspiel Köln
Regie DAVID VOGEL
Uraufführung am 30.5.26 |Depot 2
Was bedeutet es, ein ganzes Leben zu leben? Zu wachsen und zu gedeihen, konstant älter zu werden und schließlich zu sterben? Autorin Heike Faller hat in ihrem umjubelten Buch HUNDERT einen berührenden Weg gewählt, davon zu erzählen. 100 Lebensjahre – reduced to the max. Ein tiefgreifendes Ereignis pro Lebensjahr, pointiert formuliert und durch warmherzige Illustrationen von Valerio Vidali bebildert: das erste Lächeln, die ersten Zweifel, die ersten Anpassungen, die ersten Wände, vor die man rennt, der erste Herzschmerz! Ihre Sätze und Bilder sind Einladungen an jede Altersstufe zum Nachdenken, einsam oder gemeinsam, über die ganz großen Fragen menschlicher Existenz. Im Dialog mit siebzehn Menschen zwischen sechs und hundert Jahren aus der Kölner Stadtgesellschaft lässt sich Regisseur David Vogel durch die Anregungen in HUNDERT inspirieren: zu einem Theaterabend, der die Generationen miteinander ins Gespräch bringt – über all das, was uns das Leben lebenswert und beängstigend macht, über die Abgründe und die Träume, das Leichte und das Schwere, das Todtraurige und das überraschend Wundervolle. Das Stadtensemble am Schauspiel Köln besteht aus Expertinnen des Alltags. Es findet sich jede Spielzeit neu, in immer neuen Besetzungen, und entwickelt pro Jahr eine eigene Inszenierung zusammen.
Dabeisein und Mitspielen? Für die Produktion werden Menschen zwischen 20 und 60 Jahren gesucht, die ihre Lebenserfahrung auf der Bühne teilen. Auswahlworkshop im September 2025, mehr Informationen online in unserem Open Call zu Beginn der Spielzeit.
Aufgewachsen in Stralsund, ausgebildet in Leipzig, unterwegs auf Bühnen von Eisleben, Essen, Kassel, Dortmund bis Wien – Andreas Beck zieht es seit Jahrzehnten auf die Bühne, weil Theater jeden Abend neu ist. Weil man mit dem Publikum gemeinsam atmet, lacht, weint. Weil in Unterhaltung auch das Wort Haltung steckt. Er arbeitete mit Kay Voges, Luk Perceval, Thorleifur Örn Arnarsson und vielen anderen. Musik ist ihm ebenso wichtig wie das Spiel. Aus dieser Liebe entstand etwa eine Band mit Ensemblemitglied Uwe Rohbeck. Auf der Bühne interessiert ihn alles: Glaube, Liebe, Hoffnung, Migration, Rechtsruck, Beziehungen. Hauptsache, es berührt. Denn jede Rolle ist eine gute Rolle – wenn man sie mit Leben füllt.
Louisa Beck hat Ziegen, Bauernhof und Bayern gegen Großstadt, Schauspielschule und Theater getauscht. Seit 2022 studiert sie an der Universität der Künste in Berlin. Während ihres Studiums hat sie bereits mit Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer gearbeitet und war in der Inszenierung „Liliom“ von Christina Tscharyiski am Berliner Ensemble zu sehen. Ihr erstes Engagement führt sie nun ans Schauspiel Köln. Theater ist für Louisa Beck kein One-Way-Sendekanal: Die Antwort des Publikums ist immer unmittelbar. Das macht das Theater zu einem besonders geeigneten Ort des Austausches. Was Kunst laut Louisa Beck muss? Gar nichts. Aber manchmal sollte sie sich gegen die Forderung nach Effizienz und Kosten-Nutzen-Rechnung stellen. Welche Stoffe für sie auf die Bühne gehören? Schwere, recycelte, schimmernde, wertvolle, synthetische, elastische, zerfetzte, haltbare, keine und transparente!
Wir müssen reden! Über Umverteilung, Demokratie, fragile Männlichkeit, Machtmissbrauch, Freiheit – aber langweilig darf es dabei nicht werden, findet Nikolaus Benda. Nach seinem Abschluss an der Otto Falckenberg Schule in München im Jahr 2002 arbeitete er u. a. mit Thorleifur Örn Arnasson, Katie Mitchell und Karin Beier. Er war daneben auch in Film, Funk und Fernsehen tätig und erhielt für seine Arbeit an „Label Me“ den Max Ophüls Preis und den First Steps Award. Bis 2022 dozierte er an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Der gebürtige Hamburger findet: Inhalte brauchen Transportmittel – und zwar Humor, Slapstick, Komik, Energie und radikale Liebe.
Was Rebekka Biener im Theater kann? Eine unerklärliche Lebendigkeit fühlen, eine Hoffnung, sei es in Form einer Nüchternheit, einer Freude, einer Begeisterung, einer Furcht, eines Gedankenkreises, der einen heimsucht, oder in Form eines unendlichen Ärgerns, einer Empörung über etwas, das man mit ansehen musste, einer Eitelkeit über die Wahrheit der anderen. Die Konfrontation mit all dem sucht sie seit Beginn ihres Schauspielstudiums an der Kunstuniversität Graz. Seit ihrem Abschluss 2022 arbeitete sie u. a. mit Lorenz Nolting, Cilli Drexel und Henri Hüster und war Ensemblemitglied am Volkstheater Wien sowie am Schauspiel Wuppertal. Mit der Produktion „Kohlhaas (Glück der Erde, Rücken der Pferde)“ in der Regie von Lorenz Nolting wurde sie 2025 zum Festival „Radikal jung“ eingeladen.
Thomas Dannemann studierte bis 1994 an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Schauspiel, war seitdem aber auch als Regisseur und Autor tätig. Denken, Scheitern, Arbeiten – darauf können das Theater und auch er nicht verzichten. Feste Engagements als Schauspieler führten ihn u. a. an das Burgtheater Wien, die Schaubühne Berlin, ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg und das Düsseldorfer Schauspielhaus. Er arbeitete etwa mit Barbara Frey, George Tabori und Jürgen Gosch. Als Regisseur inszenierte er bereits in Köln, Hannover, München und Leipzig. 2004 wurde er von der Zeitschrift Theater heute als Schauspieler des Jahres ausgezeichnet. Verzichten muss das Theater aus seiner Sicht vor allem auf eines: Angst.
Dämonen loswerden – darin liegt für Claude De Demo die Möglichkeit im Theater. Nachdem sie 2003 ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart abschloss, wurde sie 2004 beim Theatertreffen NRW als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet und erhielt 2007 den Bochumer Theaterpreis. Gemeinsam mit Regisseurin Jorinde Dröse entwickelte sie den Abend #MOTHERFUCKINGHOOD, der in der Spielzeit 25/26 in Köln zu sehen ist. Der Abend ist aus einem persönlichen Bedürfnis von Claude De Demo entstanden, Mutterschaft real darzustellen – mit all den Abgründen, der Wut und Ungerechtigkeit, die so oft unerwähnt bleiben. Auf der Bühne muss das, was in der Welt passiert, gespiegelt, hinterfragt und diskutiert werden, findet De Demo. Denn das Theater wird in der zunehmend digitalisierten Welt zu einem besonderen Ort der Begegnung.
Gebürtig aus Mönchengladbach, führte es Jonas Dumke für seine Schauspielausbildung an die Hochschule der Künste Bern, die er 2023 mit einem Master of Arts in Expanded Theater abschloss. In den letzten Zügen seines Studiums entwickelte er anhand von Briefen Kleists den Soloabend „‚ACH!‘ Ein Kleist-Porträt“, der mehrfach ausgezeichnet wurde. Für Jonas Dumke muss vor allem eins auf die Bühne: Spielwut, Komik und Musik. Wenn das zusammenkommt, erfüllt das Theater für ihn seine Aufgabe: Dinge in andere Formen zu übersetzen, politische Themen zu vergrößern und Menschen zum Nachdenken anzuregen. Theater ist für ihn ein Ort der Gemeinschaft, der Lust und Freude – und darf auch ein Ort der Trauer und des Schmerzes sein. Nach seinem Studium war er festes Ensemblemitglied am Theater Aachen, wo er in der Spielzeit 23/24 mit dem Aachener Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
Fantasie, Rausch, Genuss – Theater ist für Elias Eilinghoff ein Fest. Geboren in Duisburg, aufgewachsen in Mülheim an der Ruhr, führt es ihn nach seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main und Engagements in Basel, München und Wien nun wieder in heimatliche Gefilde. Er arbeitete u. a. mit Claudia Bauer, Simon Stone und Markus Öhrn, erhielt 2022 den Nestroypreis für die beste Nebenrolle und war 2023 gleich wieder für den Nestroypreis nominiert, diesmal als bester Schauspieler. Auf die Bühne gehört für ihn alles, was die Fantasie anregt, Freude macht und dazu einlädt, sich spielerisch auszutoben.
Calle Fuhr, gebürtig aus Düsseldorf, ist seit 2017 als Autor und Regisseur tätig. Er arbeitete u. a. am Theater Basel, für das Volkstheater Wien und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Fuhr gilt als renommiertester Vertreter des Recherchetheaters. Hierfür kooperiert er regelmäßig mit investigativen Medien wie DOSSIER und CORRECTIV. Es entstanden Theaterabende etwa zum Immobilienmogul René Benko, zu den fossilen Konzernen LEAG und OMV oder zur Schuldenbremse. Was für ihn auf die Bühne muss: Themen über die alle eine Meinung haben, die wenigsten aber eine Ahnung. Fuhrs Arbeiten wurden in mehrere Sprachen übersetzt und auf namhafte Festivals eingeladen. So gastiert „Aufstieg und Fall des Herrn René Benko“ des Volkstheater Wien in Kooperation mit DOSSIER beim diesjährigen Radikal jung Festival in München. Er ist zudem regelmäßiger Gast am Berliner Ensemble. Außerdem spricht er häufig in Radiosendungen – so auf Ö1, im Deutschlandfunk oder in der BBC. Für seine Arbeit an der Serie „Shit Happens“ wurde er im Rahmen des „Series Market“ zur Berlinale 2025 eingeladen. Am Schauspiel Köln wird Calle Fuhr als Hausautor und Hausregisseur seine Zusammenarbeit mit CORRECTIV fortsetzen und für den Schwerpunkt „Theater und Journalismus“ Verantwortung übernehmen. Was das Theater besonders macht? Es ist ein verdammt guter Anlass, um danach gemeinsam ein Bier zu trinken – und über die komplexen Themen ins Gespräch zu kommen.
Im Theater ist alles nur Fake? Eben nicht. Das interessiert Frank Genser. Der gebürtige Kölner studierte Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen und kam für sein erstes Fest-Engagement zurück in seine Heimatstadt. Es folgten Stationen in Dresden, Dortmund und Wien, wo er u. a. mit Claudia Bauer, Ersan Mondtag und Volker Lösch arbeitete. 2019 debütierte er in Dortmund mit „norway.today.“ als Regisseur. Er wurde zweifach mit dem Schauspielerpreis der Dortmunder Kritikerjury ausgezeichnet. Nun zieht es ihn erneut nach Köln. Eine Sache kann kein Theater gebrauchen: Eigenlob.
Paul Grill ist in Berlin und Hamburg aufgewachsen, hat an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Schauspiel studiert und war seitdem u. a. in Dresden, Heidelberg, Basel, Stuttgart und am Deutschen Theater in Berlin engagiert. Gesellschaftliche Strukturen lassen sich benennen, doch die Bühne zeigt Vorgänge – show, don’t tell! Für Paul Grill bleibt das die Besonderheit des Theaters, das in Zeiten wachsender Generationenungerechtigkeit und zunehmendem Klassismus umso wichtiger wird. Ihn interessiert die gemeinsame und unmittelbare Erfahrung von Schauspielerinnen und Publikum. Verzichten sollte Theater seiner Meinung nach allerdings auf Egos und Befindlichkeiten.
Schweden, Japan, Schweiz: Andreas Grötzinger ist international aufgewachsen. Sein Schauspielstudium zog ihn von 1994 bis 1998 nach Rostock. Seitdem arbeitete er u. a. mit Mina Salehpour, Herbert Fritsch und Jette und Frank Patrick Steckel und war auf Bühnen in Düsseldorf, Frankfurt, Dresden, Gent, Malmö und Uppsala zu sehen. Außerdem wirkte er in Lesungen, Konzerten, Hörspielen und -büchern, sowie Radio-, Fernseh- und Filmproduktionen mit, darunter Lars von Triers „Nymphomaniac“. Was er gerne viel öfter spielen würde? Böse, musikalische Komödien – denn es bleibt wichtig für ihn, das Publikum herauszufordern.
Sebastian Grünewald wurde in Coburg geboren und studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Engagements führten ihn an Bühnen in Leipzig, Berlin, Basel und Düsseldorf. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit Martin Laberenz, zudem arbeitete er u. a. mit Claudia Bauer, Stefan Pucher und Alexander Eisenach. Als Mitglied des Künstlerkollektivs „Das Manko“ erkundet er neue Formen des Theaters. Für ihn lebt Theater von Mut und Ensemblegeist – und kann auf eines niemals verzichten: sein Publikum.
Theater ist für Benjamin Höppner nicht einfach viel Lärm um nichts. Es geht um Mutter Courage, die Gerechten, Volksfeinde und manchmal einfach um Geschichten aus dem Wienerwald. Aber vor allem ist es für Jedermann. Benjamin Höppner wurde in Salisbury/Rhodesien (im heutigen Harare/Simbabwe) geboren und ist in Brüssel und Hamburg aufgewachsen. Neben Engagements in Hannover und Dresden gastierte er u. a. am Thalia Theater in Hamburg, am Schauspiel Frankfurt und am Theater Freiburg. Er war in verschiedenen Film- und Fernsehrollen zu sehen und gründete das Musik-Comedy-Trio NORDKVARK, das 2010 mit dem Prix Pantheon ausgezeichnet wurde. Was seiner Meinung nach viel öfter gespielt werden sollte? Klassiker.
Leonhard Hugger ist zwischen Leipzig und Stuttgart aufgewachsen, nach dem Abitur und einem kurzen Studium der Geschichtswissenschaft zog es ihn ans Max Reinhardt Seminar in Wien. Erste Engagements führten ihn ans Akademietheater Wien und das Theater an der Ruhr, wo er bis 2023 festes Ensemblemitglied war. Theater ist für ihn mehr als Kunst – es ist Geschichtenerzählen, ein Zuhause, ein Ort, an dem Sprache lebendig bleibt. Sein Fokus? Liebe, Zerbrechlichkeit, das Menschsein in all seinen Facetten. Und vor allem: den vergessenen Stimmen der Geschichte zuhören. Ursprünglich wollte er Rockstar werden – die Bühne ist geblieben. Nur das Instrument hat sich geändert.
Ohne Theater wird es still – darum her mit Schönheit, Humor und Utopien! Anja Laïs wuchs in (West-) Berlin auf und studierte Schauspiel an der Otto Falckenberg Schule in München. Seit ihrem Abschluss 1992 spielte sie an zahlreichen Bühnen und arbeitete u. a. mit Karin Beier, Jürgen Gosch, Stefan Bachmann, Christoph Marthaler und Michael Thalheimer. Was als Nächstes kommen soll? Hamlet! Lear! Richard II! Denn Theater ist für sie interessant, wenn es Hierarchien aufbricht und dabei Klischees und traditionelle Rollenbilder vor der Tür lässt. Die kölsche Lebensart hält sie seit über einem Jahrzehnt am Schauspiel Köln: Et hätt noch imma joot jejange, et jet immer wat ze fiere – auch in (etwas) dunkleren Zeiten.
Bettina Lieder wurde in Görlitz geboren und studierte Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München. Sie arbeitete u. a. mit Claudia Bauer, Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) und Anna-Sophie Mahler. 2017 und 2021 war sie zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Ob Hedda Gabler oder experimentelle Projekte wie „humanistää!“ – am liebsten immer etwas Neues, bei dem sie etwas lernen kann. Theater bedeutet für sie gemeinsame Erfahrung im Augenblick, immer frisch, immer lebendig. Auf was Theater verzichten sollte? Sich zu wichtig zu nehmen.
Alle künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten ausschöpfen – das sucht Hasti Molavian auf der Bühne. Geboren in Teheran, war es zunächst die Musik, mit der sie aufwuchs. Sie spielte während ihrer Schulzeit als Violinistin in Kammerorchestern und studierte anschließend an der Folkwang Universität der Künste in Essen Gesang-Musiktheater und Voice Performance. Sie erhielt mehrere Stipendien und war bereits während ihres Masterstudiums Mitglied des Opernstudios der Oper Dortmund. Es folgten Engagements u. a. in Bielefeld, an der Berliner Philharmonie, in München, Düsseldorf, Bonn und Wien. Sie wurde mehrfach als Schauspielerin und Sängerin ausgezeichnet und arbeitete mit Regisseuren wie Robert Wilson, Stefan Kaegi und Lemi Ponifasio und Dirigenten wie Peter Rundel, Emilio Pomàrico und Steven Sloane. Theater ist für sie ein Traum-Ort: Ein Ort, an dem Visionen und das Weltgeschehen auf die Bühne gehören – und zwar nicht nur das der westlichen Welt.
Für Lavinia Novak gilt: Mehr Kleist spielen, nicht auf Kleist verzichten, mehr Kleist sehen! Sie ist in München aufgewachsen und war bereits früh in TV-Produktionen zu sehen. Nach einem Ausflug in das Studium der Germanistik, Philosophie und Fremdsprachen an der LMU München, studierte sie schließlich bis 2020 Schauspiel an der Theaterakademie August Everding. Währenddessen gastierte sie in München am Residenztheater, am Volkstheater sowie an den Kammerspielen und arbeitete u. a. mit Claudia Bauer, Luk Perceval und Antonio Latella. Sie war 2022 sowohl für den Nestroypreis als auch von Theater heute als beste Nachwuchsschauspielerin nominiert. Warum Theater? Na, Kleist!
Gebürtig aus Mönchengladbach, ausgebildet an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und gespielt hat Bastian Reiber auf den Bühnen der Nation. Bereits während des Hauptstudiums am Neuen Theater in Halle, begann seine Zusammenarbeit mit Herbert Fritsch. Es folgte ein Engagement bis 2012 am Theater Magdeburg und im selben Jahr die Wahl zum Nachwuchsschauspieler der Zeitschrift Theater Heute. Anschließend war er am Schauspielhaus Hamburg und an der Schaubühne Berlin engagiert, wurde 2015 mit dem Boy-Gobert-Preis der Körber-Stiftung für Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet und führt seit 2016 selbst Regie. Er ist auch im Fernsehen zu sehen, so etwa in „Der Tatortreiniger“, „Magical Mystery“ (Regie: Arne Feldhusen, 2017) und in „Stasikomödie“ (Regie: Leander Haußmann, 2022).
Egal, ob im Studium der Sozialen Arbeit oder im Theater: Für Fabian Reichenbach geht es immer um Menschen. Sei es, jenen zuzuhören, die keine Stimme haben, sie zu unterstützen oder strukturellen Kämpfen eine Bühne zu geben. Bereits vor seinem Abschluss 2024 an der Kunstuniversität Graz wurde er mit einem Ensemble- und einem Solopreis auf dem Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspielstudierender 2023 ausgezeichnet. Danach folgte das erste Engagement am Volkstheater Wien. Theater wird für ihn nicht weniger wichtig, sondern stetig wichtiger: Er glaubt an eine wachsende Sehnsucht weg von schnell konsumierbaren, künstlichen Inhalten hin zur Abbildung menschlicher Fehlbarkeit. Wo das besonders gelingt? In der Komödie.
Uwe Rohbeck, geboren in Wismar, liebt Geschichten – solche, die berühren, aufrütteln und die Fantasie beflügeln. Nach seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Rostock spielte er u. a. in Dresden, Salzburg, Heilbronn und Münster, war festes Ensemblemitglied am Staatstheater Kassel, am Schauspiel Dortmund und am Volkstheater Wien. Er arbeitete u. a. mit Ersan Mondtag, Claudia Bauer, Kay Voges und Jörg Buttgereit. Seine Liebe zur Musik prägt auch seine Inszenierungen – als Oberspielleiter in Wilhelmshaven brachte er neben Schauspielstücken auch Opern auf die Bühne. 2011 erhielt er den Dortmunder Publikumspreis. Zu viel möchte er nicht verraten, denn Schauspieler sollten auch kleine Geheimnisse haben, welche das Publikum noch herausfinden darf.
Was das Theater braucht? Die Anbindung an eine universelle Menschlichkeit, die im Fremden das Vertraute erkennt und umgekehrt. Ein Theater, das die Meinung reproduziert, die wir ohnehin haben, ist langweilig. Nach einem Stipendium an der School for Creative and Performing Arts in Ohio studierte Sarah Sandeh Theater-, Film- und Medienwissenschaften sowie Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt, bevor sie an der Westfälischen Schauspielschule Bochum studierte. Bereits während des Studiums stand sie am Schauspiel Frankfurt auf der Bühne. Danach wurde sie Ensemblemitglied am Schauspielhaus Leipzig. Es folgten u. a. Engagements in Berlin, Hannover, Zürich und Hamburg. Außerdem spielte sie in Kino- und Fernsehfilmen. Gemeinsam mit anderen veranstaltete sie während der Proteste in Iran zwei Abende am Berliner Ensemble, um die Rufe nach „Frau, Leben, Freiheit“ zu verstärken. 2022 wurde sie vom Focus als eine der „100 Frauen des Jahres“ ausgezeichnet.
Die Spiegelneuronen zu einem Feuerwerk entzünden! Utopien entwerfen! Demokratie unterstützen! Theater hat für Katharina Schmalenberg viele Aufgaben. Sie hat bis 1998 an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Schauspiel studiert und war seitdem am Theater Basel, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Köln engagiert. Außerdem gastierte sie u. a. am Burgtheater Wien, am Thalia Theater in Hamburg und bei den Salzburger Festspielen. 1999 wählte die Theater heute sie zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres und 2002 eröffnete Schmalenberg das neue Schauspielhaus in Basel als Hamlet. Außerdem ist sie als Sprecherin für Hörfunk und Autorenlesungen tätig. Für sie geht es im Theater um nicht weniger als Liebe, Politik und Tod.
Uwe Schmieder ist Schauspieler, Regisseur und gelernter Berufskraftfahrer. Nach seinem Schauspielstudium in Leipzig prägte er Bühnen in Rudolstadt, Greifswald, Berlin, Dortmund und Wien. Er gründete das „Orphtheater“ (das heute „Theater im Schokohof“ heißt) und leitete den Notwendigen Neuen Untergrund (NNU) – immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Schmieder arbeitete u. a. mit Frank Castorf, Ersan Mondtag und Kay Voges, spielte am Theatertreffen und gewann den Schauspieler-Preis der Dortmunder Kritikerjury. Doch Theater ist für ihn nicht einfach ein Beruf: Es ist eine Notwendigkeit. Ein Ort, an dem Freiheit noch geprobt werden kann – zwischen Scheitern, Provokation und der Suche nach dem, was heute wirklich zählt.
„Dass die Bäume blühen im Winter, dass die Straße nicht aufhört, wo das Feld beginnt“ und „wir wandern können durch die Zeit, querfeldein, wie durch den Raum“ – nicht weniger fordert Julia Schubert, sich Wolfram Lotz anschließend, vom Theater. Sie ist in Leipzig geboren und studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Sie wurde 2006 mit dem Solopreis des Bundeswettbewerbs deutschsprachiger Schauspielstudierender ausgezeichnet. Es folgten Engagements u. a. am Grips Theater Berlin, am Schauspiel Dortmund und an der Schaubühne in Berlin und Zusammenarbeiten u. a. mit Claudia Bauer, Jan Bosse und Amalia Starikow. In Dortmund entstand ihre erste eigene Regiearbeit „Heimliche Helden“. Nun führt es sie von Berlin nach Köln: Möge der Pellikan bellen und die Spucke nach oben fliegen!
Steffen Siegmund zieht es auf die Bühne, denn dort gilt – frei nach Wolfram Lotz – das Sterben nicht mehr. Was im Leben endgültig ist, bleibt auf der Bühne stets nur eine Möglichkeit. Die Freiheit und gleichzeitig die Aufgabe des Schauspielers ist für Steffen Siegmund nach diesen Möglichkeiten zu suchen. Er begann seine Suche 2009 mit einem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Nach seinem Abschluss 2013 arbeitete er u. a. mit Kamilla Ferraz, Toshiki Okada und Johan Simons und erhielt 2017 den Boy-Gobert-Preis. Während seines Engagements am Thalia Theater in Hamburg betreute er außerdem den Jugendtheaterclub Voodookinder und entwickelte das Late-Night-Format „Talk unterm Dach“. Jedes Format auf der Bühne enthält für ihn zumindest eine Möglichkeit: die Veränderung der Wirklichkeit durch die Fiktion.
Please don’t stop the music: Paula Carbonell Spörk ist singend und musizierend in Wien und im Burgenland aufgewachsen. Während ihres Schauspielstudiums an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien spielte sie bereits in Inszenierungen am Volkstheater, etwa in der Regie von Anna-Sophie Mahler und Kay Voges. Außerdem trat sie auch als Sängerin und Pianistin am Theater am Spittelberg, auf dem Donauinselfest und an der Universität für angewandte Kunst Wien auf. Ob Musikalität in der Sprache oder Rhythmus der Körperbewegungen und Szenen: Das Theater und die Musik vermischen, ergänzen und brauchen sich. Ihr erstes Festengagement führt Paula Carbonell Spörk nun nach Köln.
Theater ist zu schnell oder zu langsam, zu visionär oder zu veraltet, zu sentimental oder zu klug – aber immer ein Abgleich mit der Gegenwart. Birgit Unterweger war bereits während ihres Schauspielstudiums am Mozarteum Salzburg bei den Salzburger Festspielen in Leander Haußmanns „Ein Sommernachtstraum“ zu sehen. 2003 wurde sie zur besten Nachwuchsschauspielerin des Jahres in NRW gewählt. Seitdem arbeitete sie u. a. mit Christopher Rüping, Schorsch Kamerun und Katja Paryla. Neben ihrer Arbeit auf der Bühne ist sie Schauspieldozentin an verschiedenen Hochschulen und arbeitet für Funk, Film und Fernsehen. Auf die Bühne gehören für sie alle Themen, die beschäftigen, berühren, aufwühlen, ärgern und freuen.
Anke Zillich ist in Essen geboren. Sie studierte zunächst Germanistik, Philosophie, Psychologie und Indologie und später Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Feste Engagements führten sie nach Stuttgart, Bonn, ans Schauspielhaus Bochum, ans Schauspiel Dortmund und ans Volkstheater Wien. Sie arbeitete u. a. mit Rainald Grebe, Stephan Kimmig, Christoph Marthaler, Lisa Nielebock, Luc Perceval und Heide Rohweder. 2022 war sie für den Nestroy-Preis 2022 in der Kategorie „Beste Darstellung einer Nebenrolle“ nominiert.
Choreografie MERCE CUNNINGHAM | Choreografie und Bühne TRISHA BROWN
Tanz BALLET DE LORRAINE | CENTRE CHOREOGRAPHIQUE NATIONAL
Uraufführung 1993 | Uraufführung 1996
Gastspiel am 10 und 11.10.25
In Kollaboration mit dem Museum Ludwig und der Ausstellung Fünf Freunde – John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly – spinnen wir das Netzwerk dieser Künstler weiter und zeigen Arbeiten zweier Choreografen, die eng mit den bildenden Künstlern ihrer Epoche verbunden waren: CRWDSPCR von Merce Cunningham (Uraufführung 1993) untersucht, wie die Computertechnologie mit ihren Abkürzungen die Sprache verändert und verdichtet hat. TWELVE TON ROSES von Trisha Brown (Uraufführung 1996) beschäftigt sich mit den musikalischen Strukturen von Anton Webers Zwölftonmusik.
Narratives Konzept MANAL ALDOWAYAN und AKRAM KHAN
Regie und Choreografie AKRAM KHAN
Tanz AKRAM KHAN COMPANY
Uraufführung am 29.7.25 in Wien
Gastspiel am 19. und 20.11.25
Mit Akram Khan kehrt einer der wichtigsten Choreografen des 21. Jahrhunderts nach Köln zurück. In THIKRA: NIGHT OF REMEMBERING tauchen Akram Khan und die preisgekrönte bildende Künstlerin Manal Al Dowayan in die mythologischen und rituellen Schichten der Wüstenlandschaft des Wadi AlFann in AlUla und ihrer Bewohnerinnen ein, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu versöhnen. Ein brillanter Cast von vierzehn Tänzer- innen hebt die Grenzen zwischen Bharatanatyam – klassischem indischen Tanz – und westlichem zeitgenössischen Tanz auf und lässt so hybride Kulturen, Traditionen und Perspektiven zusammenfließen.
Choreografie und Musik HOFESH SHECHTER
Tanz HOFESH SHECHTER COMPANY
Uraufführung am 27.6.2024 in Paris
Gastspiel am 4. bis 6.12.25
Hofesh Shechter, bekannt für seinen energiegeladenen, direkten Stil und seine kraftvolle, pulsierende Musik, taucht in THEATRE OF DREAMS mit seiner in Großbritannien ansässigen Kompanie tief in eine Welt der Fantasie und des Unbewussten ein, wo Ängste, Hoffnungen und Begehren zu Hause sind. Die Tänzer kreieren in surrealen Begegnungen eine Traumlandschaft auf der Bühne, die mit Lightdesigner Tom Visser in einen überwältigenden skulpturalen Raum verwandelt wird – ein Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik und Licht.
Konzept, Regie und Choreografie GABRIELA CARRIZO
PEEPING TOM
in Zusammenarbeit mit RAPHAËLLE LATINI
Kreation und Performance SIMON BUS, SEUNGWOO PARK, CHARLIE SKUY, BOSTON GALLACHER UND BALDER HANSEN. Tanz PEEPING TOM KOMPANIE
Uraufführung am 4.6.25 in Nizza
Gastspiel am 23. und 24.1.26
Peeping Tom ist bekannt für ihre einzigartig hyper- realistische Bühnenästhetik und extreme Körpersprache. Sie positioniert ihre Geschichten in alltäglichen Umgebungen wie einem Garten oder Wohnzimmer und entzieht sich dabei der Bedienung konventioneller Auffassungen von Zeit und Raum. Mit einer Gruppe von fünf Performern lädt Gabriela Carrizo die Zuschauerinnen in eine Landschaft aus Anfängen und Enden ein und thematisiert dabei die Abwesenheit von Grenzen zwischen Wissen und Erinnern, Erwartungen und Unbekanntem.
Choreografie OONA DOHERTY
Uraufführung 22.11.24 in Aix-en-Provence
Gastspiel am 12. und 13.3.26
Zwischen Schweinehälften und Familienmythen, Trauer und Hoffnung, Fiktion und Biografie bewegt sich die neue Arbeit des irischen Shooting-Stars Oona Doherty. Inspiriert von der Geschichte ihres Ururgroßvaters Specky Clark, der Arbeiter in einem Belfaster Schlachthof war, erzählt sie in ihrem bislang intimsten Stück eine Geschichte über Klassenbewusstsein, Kapitalismus und Familiendynamik. Mit einem internationalen Tanzensemble, Musik der Dubliner Irish-Folk-Band Lankum und dem sardischen Jazzsaxofonisten und Tenor Gavino Murgia gelingt ihr ein dichter, wilder Tanztheaterabend.
A Dorrance Dance Production
Regie EPHRAT ASHERIE, MICHELLE DORRANCE
Uraufführung 15.4.25 in Charleston, USA
Gastspiel am 10. und 11.4.26
Michelle Dorrance, eine Pionierin des modernen Stepptanzes, hebt diese Kunstform auf ein neues Niveau. Sie verbindet verschiedene Tanzstile und tritt hier mit der New Yorker Breakdance-Tänzerin Ephrat Asherie in einen kreativen Dialog. Ihr Duett entwickelt sich zu einer kraftvollen Ensemble-Performance, in der Body Percussion, House und Footwork zusammen fließen. THE CENTER WILL NOT HOLD thematisiert Isolation, Gemeinschaft und Solidarität. Es stellt die Frage, ob die Menschheit Bestand haben kann oder ob alles auseinanderbrechen und im Chaos versinken wird.
Choreografie SOFIA NAPPI
Tanz KOMOCO
Im Japanischen wird „Sora“ mit „Himmel“ oder „Leere“ übersetzt. „Ma“ dagegen bezeichnet den Raum zwischen den Dingen, die bewussten Lücken und Pausen, die allem Form und Bedeutung verleihen. Die junge italienische Choreografin Sofia Nappi und ihre Kompanie Komoco erforschen diese Räume mit ihrer eigenen Bewegungssprache, die sich aus Theatralik und Expressivität speist und die Grenzen zwischen Tanz, Theater und Performancekunst verwischt.
Regie COMPAGNIE XY
in Kollaboration mit RACHID OURAMDANE
Tanz COMPAGNIE XY
Gastspiel am 29. bis 31.5.26
Sie fliegen und fallen, sie werfen und fangen einander: Die Akrobatinnen der Compagnie XY sind eines der größten Kollektive des „Nouveau Cirque“ aus Frankreich. Für MÖBIUS haben sie den Choreografen Rachid Ouramdane engagiert. Gemeinsam spinnen sie ein faszinierendes, lyrisches und rhythmisch strukturierendes Netz aus spektakulärer Luftakrobatik und tänzerischer Anmut. In einer unendlichen Fülle von Variationen fliegen Menschen durch die Lüfte, treiben in großen Schwärmen über die Bühne, spielen mit Licht und Schatten.
Am 07. Juli 2025 beginnt der Vorverkauf für unsere flexiblen und festen Abonnements!
Wenn Sie vorab Informationen wünschen oder sich persönlich beraten lassen möchten, schreiben Sie uns gerne an abo@buehnen.koeln. Wir halten Sie auf dem Laufenden und unterstützen Sie bei der Auswahl des passenden Abonnements.